Die Königin des Sommers: Fünf süße Versuchungen mit der Kirsche aus aller Welt

Tnd schokofinale dessert beeren frucht rezepte 14

Die Süßkirsche (Prunus avium) ist nicht nur eine der ersten Früchte des Sommers, sondern auch eine der vielseitigsten und geschmackvollsten. Ursprünglich aus den Regionen rund um das Schwarze und Kaspische Meer stammend, verbreitete sich die Kirsche durch römische Legionen in ganz Europa und darüber hinaus. Mit ihrem knackigen Biss, der tiefroten Farbe und dem intensiven süß-säuerlichen Aroma hat sie in den Küchen weltweit ihren festen Platz erobert. Ob roh, eingekocht oder in Hochprozentigem konserviert – die Kirsche symbolisiert in vielen Kulturen den Höhepunkt der Fülle und ist eine klassische Zutat für Desserts, die sowohl Eleganz als auch puren Genuss versprechen.

1. Deutschland: Die Schwarzwälder Kirschtorte – Das Konditorei-Monument

Die Schwarzwälder Kirschtorte ist das wohl bekannteste deutsche Dessert weltweit und ein Meisterwerk der Konditorkunst, dessen Heimat – wie der Name verrät – der Schwarzwald in Baden-Württemberg ist. Dieses Dessert ist eine Hommage an die reichhaltigen Aromen der Region.

Besonderheit: Die Torte kombiniert saftige Schokoladen-Biskuitböden mit einer leichten Sahnecreme, aromatischen, leicht gesüßten Kirschen und dem unverzichtbaren Kirschwasser (ein klarem Obstbrand aus Kirschen), das die Böden tränkt und der Torte ihren charakteristischen Geschmack verleiht. Das Zusammenspiel von bitterer Schokolade, süßer Sahne und fruchtigem, alkoholischem Aroma ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Kirschen werden hierbei meist leicht eingekocht oder als Kompott zwischen die Schichten gegeben. Die Zubereitung erfordert Geduld, da die Schichten und die Dekoration (Kirschen und Schokostreusel) präzise aufgebaut werden müssen.

2. Frankreich: Clafoutis aux Cerises – Die rustikale Eleganz

Das Clafoutis ist ein klassisches französisches Dessert aus der Region Limousin. Es ist die Definition von Eleganz durch Einfachheit und verkörpert die französische „Cuisine du terroir“.

Besonderheit: Das Clafoutis ist ein leicht zuzubereitender Auflauf. Ganze, ungewohnte Süßkirschen werden in eine flache Form gegeben und mit einem dünnen, crêpe-ähnlichen Teig übergossen, der aus Eiern, Milch, Zucker und Mehl besteht. Beim Backen sinken die Kirschen auf den Boden und die Masse umhüllt sie. Traditionell werden die Kirschen mit Kern verwendet, da der Kern beim Erhitzen ein feines, mandelartiges Aroma an den Teig abgibt – obwohl moderne Rezepte oft entsteinte Kirschen aus praktischen Gründen bevorzugen. Das Ergebnis ist ein Dessert, das warm serviert wird und eine Textur zwischen Flan und dickem Pfannkuchen aufweist.

3. USA: Cherry Pie – Der Inbegriff des amerikanischen Traums

Der Cherry Pie ist ein amerikanisches Grundnahrungsmittel der Backkunst, tief verwurzelt in der Tradition des „Comfort Food“, und besonders beliebt zur Zeit des Unabhängigkeitstages. Obwohl er im ganzen Land gegessen wird, hat Michigan aufgrund seiner großen Kirschenanbaugebiete einen besonderen Bezug dazu.

Besonderheit: Der American Pie zeichnet sich durch seine knusprige, butterige Kruste aus, die entweder den Kuchen vollständig bedeckt oder in einem dekorativen Gittermuster über die Füllung gelegt wird. Die Füllung besteht aus einer dicken Masse aus frischen oder gefrorenen Süßkirschen, die mit Zucker, Speisestärke (zum Binden) und einem Hauch Zimt oder Mandelextrakt gekocht wird. Im Gegensatz zu den deutschen oder französischen Pendants, bei denen die Frucht flüssig bleibt, ist die Kirschfüllung des American Pie dickflüssig und schnittfest, was ihn zur perfekten Basis für eine Kugel Vanilleeis macht.

4. Österreich: Marillenknödel mit Kirschfüllung – Die süße Variante der Mehlspeiskultur

Obwohl die Marillenknödel (Aprikosenknödel) die bekannteste österreichische Spezialität sind, werden in der österreichischen Mehlspeisküche, besonders in der Steiermark, wo Kirschen gut gedeihen, auch oft Kirschknödel oder eine Variante der Marillenknödel mit einer Kirschfüllung zubereitet.

Besonderheit: Der Knödelteig basiert oft auf Topfen (Quark), Grieß oder Kartoffeln und wird sehr fein ausgerollt. Eine ganze Süßkirsche (oder eine entsteinte Kirsche) wird vorsichtig in den Teig eingewickelt und der Knödel in leicht siedendem Salzwasser gar gezogen. Nach dem Kochen werden die Knödel in gerösteten, mit Zimt und Zucker gewürzten Semmelbröseln gewälzt und mit geschmolzener Butter übergossen. Die Freude liegt im warmen, weichen Teig, der beim Anschneiden die heiße, süße Kirsche freigibt – ein perfektes, sättigendes Dessert.

5. Griechenland: Vyssino Glyko tou Koutaliou – Die Kirschkonfitüre als Löffelsüßigkeit

Das Glyko tou Koutaliou (wörtlich: „Süßigkeit des Löffels“) ist eine ikonische Süßspeise in ganz Griechenland und auf Zypern. Es ist keine traditionelle Konfitüre, sondern ein tief in Sirup eingelegtes Fruchtstück. Die saure Vyssino (Sauerkirsche) ist dabei die beliebteste Frucht, aber Süßkirschen werden ebenso verwendet.

Besonderheit: Die Früchte (hier die Süßkirsche) werden langsam und sorgfältig in einem sehr dicken Sirup aus Zucker und Wasser gekocht, oft unter Zugabe eines Zitronenblatts zur Aromatisierung. Der Trick ist, die Kirschen so zu kochen, dass sie ihre Form behalten und nicht zerfallen. Die Vyssino Glyko werden traditionell auf einem kleinen Teller zusammen mit einem Glas eiskaltem Wasser angeboten, um Gästen eine kleine Geste der Gastfreundschaft zu erweisen. Die intensive Süße und die Textur der intakten, glänzenden Kirschen machen es zu einem eleganten, wenn auch sehr konzentrierten, Abschluss einer Mahlzeit.

Empfohlene Artikel